Demokratie und KI – Quo vadis?

Wie können wir in Zeiten rasant fortschreitender KI-Entwicklung und geopolitischem Konflikt noch unterscheiden, welche digitalen Inhalte vertrauenswürdig sind? Die neu angebrochene Ära der Mehrdeutigkeit stellt sowohl das gesellschaftliche Miteinander als auch den politischen Konsens vor beispiellose Herausforderungen. Techagogics bietet mit dem Demokratiepaket (demokratiepaket.de) eine lustmachende analog-digitale Workshopreihe zum Themenfeld KI und Demokratie an.

Im Wahlkampf zeigte sich, wie durch gezielte, künstlich generierte Werbeformen versucht wurde, Wählende zu beeinflussen. Gemessen an den sich ausweitenden globalen Auseinandersetzungen um Deutungshoheiten, Wahrheitsverständnis und Wertvorstellungen erscheint dies jedoch noch vergleichsweise harmlos. Mit Beginn der Trump-Administration tritt uns nun ein “Infokalypse”-Szenario vor Augen, das für Gänsehaut sorgt: Alles, was den eigenen politischen Narrativen dient, findet Verbreitung – ungeachtet seiner Echtheit, seines Wahrheitsgehalts oder seiner Glaubwürdigkeit. Fakt und Fiktion vermischen sich zunehmend, und “Wahrheit“ wird zu einer beliebigen Größe. Diese Dynamik wird die Welt langfristig beschäftigen, denn das Zeitalter der Mehrdeutigkeit ist längst angebrochen, und der Angriff auf das gemeinsame Verständnis von Wahrheit in vollem Gange. Künstliche Intelligenz erweist sich dabei als zentrales Werkzeug.

Diese Tendenzen spitzen sich in einer neuen geopolitischen Realität zu – nicht zuletzt erkennbar an der Rede des US-Vizepräsidenten J.D. Vance auf der Münchner Sicherheitskonferenz. Je gespaltener Europa ist, desto einfacher werden für die neue US-Administration profitable “Bully-Deals” mit einzelnen EU-Staaten. Das Master-Tool für synthetische Medien liegt mit u.a. OpenAI’s „ChatGPT“ und Elon Musk’s „Grok“ bereit. Für amerikanische Softpower liegt in diesen Werkzeugen in naheliegender Zukunft noch enormes Potenzial: Während in diesem Wahlkampf ChatGPT bei Selbsttests mit dem „Wahl-O-Mat“ (also ChatGPT füllt selbst den Wahl-O-Mat aus) noch pro-demokratische und pro-europäische Positionen vertrat, ist es ein realistisches Szenario, dass diese mächtigen und modifizierbaren Instrumente in Zukunft genutzt werden, um zum Beispiel besonders amerikafreundliche oder auch europafeindliche Positionen zu vertreten. Dies geschieht in der Regel nicht offensichtlich. In den sogenannten “Denkprozessen” (“Reasonings”) und Ausgaben der Sprachmodelle können Informationen durch “Information Nudging” bewusst in die eine oder andere Richtung getrieben werden. Hiermit sind auch die Verquickungen zwischen künstlicher Intelligenz und alten und neuen Medien angesprochen – sowohl klassische Medienakteure, als auch die Werkzeuge der sozialen Medien, in denen jede und jeder einen Beitrag zur Konstruktion der sozialen gesellschaftlichen Realität leisten kann – fernab von allen journalistischen Gütekriterien. Ohne Wertung ausgedrückt, droht unserer Demokratie hier ganz unzweifelhaft Gefahr.

Denn eins steht fest: künstliche Intelligenz wird bereits vielfach genutzt. Beispielsweise auch im Bereich von professionellen Nachrichtenproduktionen. Vielfach geschieht dies aber auf der Basis eines latenten Anwender:innenwissens, das nicht in Tiefe darüber informiert ist, was beispielsweise ein Large Language Model ist, wie es funktioniert und welche Biases damit per se einhergehen können.

Vielfach hält künstliche Intelligenz auch im Bereich von Tracking, Tracing und Targeting von Mediennutzungsverhalten von Rezipient:innen Einzug. Dies oft ohne entsprechendes Labeling dessen und mithin in Unkenntnis von User:innen.

Je schneller der Durchsatz von Werkzeugen der künstlichen Intelligenz in diesen Bereichen erfolgt, desto wichtiger ist es, Angebote zu etablieren, die die Gesellschaft in die Lage versetzen, tief verstehen und reflektieren zu können. Nur so kann ein individuell emanzipierter Umgang in diesem Feld empowert werden.

Techagogics hat explizit dafür mit dem “Demokratiepaket” ein Workshop-Paket entwickelt, das sich dem Themenkomplex “Demokratie und KI“ aus der Blickrichtung jeweils journalistischer und medienproduktionsbezogener Relevanz annimmt. Dies in 3,5-stündigen Workshops, die diverse methodische, multisensorische Ansätze zu einem aktivierenden, interaktiven Gesamtkonzept verschmelzen. In einem Wechselspiel von analogen und digitalen Komponenten kommen hier neueste Technologien zum Einsatz (beispielsweise Virtual Reality, Augmented Reality und künstliche Intelligenz).

Über das Demokratiepaket

Workshops

  • “Deepfake Detective“: Durch KI produzierte bzw. veränderte Medien (insbesondere Bildmedien).
  • “GPT Detective“: Large Language Models, ihre Funktionsprinzipien, Biases und mögliche Verzerrung der Wirklichkeit.
  • “Data Detective“: Voranschreitende Datafizierung des Alltags (Tracking, Tracing, Targeting) im Zeitalter von Smart Data.
  • “Conspiracy Detective“: Fake News und Verschwörungstheorien, Erkennungs- und Analysetools, Stärkung der Argumentationsfähigkeit.

Dauer und Aufbau

  • 3,5-stündige Workshops
  • 4 bis 5 Arbeitsstationen pro Workshop, die vertieftes Fach- und Kontextwissen vermitteln und verschiedene Methoden einsetzen
  • Eingebettet in den jeweiligen Lebenswelt-Kontext der Teilnehmenden, barriere- und wertfrei, Begegnung auf Augenhöhe
  • Ortsunabhängige Durchführung möglich

Lerntheoretische Grundlagen

  • Learner-centered: Anknüpfung an die Lebenswelten der Teilnehmenden, Berücksichtigung individueller Lernniveaus innerhalb der Workshops
  • Multimodal: Einsatz unterschiedlicher Technologien, unter anderem VR und Game Experience als Highlights, Nutzung vielfältiger Medien- und Datenquellen
  • Multisensorisch: Anregung verschiedener Sinne an den Arbeitsstationen
  • Purpose-inspired: Vielfältige Stimuli und Kontextualisierungen, Förderung der Auseinandersetzung mit Sinnfragen und der Rolle von KI
  • Organisch-agil: Ständiges Monitoring neuer Themen und Methoden

Ziele

  • Vermittlung von Future Skills wie “Media Literacy“ und “Digital Literacy“
  • Förderung transformatorischer Kompetenzen
  • Stärkung persönlicher Resilienz, Selbstwirksamkeitswahrnehmung und intrinsischer Lernmotivation

Über techagogics

Techagogics besteht aus Nerds, Visionär:innen, Grenzgänger:innen, Traumwandler:innen und Überzeugungstäter:innen aus unterschiedlichen Disziplinen. Gesellschaftswissenschaften und Informatik basierte Wissenschaften ruhen in Balance, um gemeinsam die Schnittstelle von Gesellschaft, Wissenschaft und digitaler Transformation zu beackern.

Lust auf Menschen und technologisch Neues sind die Klammern unserer Kultur. Die Überzeugung, dass Lernen viel mehr ist, als wir uns heute darunter vorstellen, unser Ansporn. Mit neuem Lernen Neues Lernen.

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